Traditioneller und moderner Übersetzungsworkflow
Zusammenfassung
Der moderne Übersetzungsworkflow verbessert viele Aspekte von Übersetzungs- und Lokalisierungsprojekten: Geschwindigkeit, Qualität und Preisgestaltung. Er kann aber auch zu Kopfzerbrechen und Problemen führen, die Nutzen von Sprachdienstleistungen wahrscheinlich nicht bewusst sind.
Traditioneller und moderner Übersetzungsworkflow
Im Folgenden finden Sie eine gekürzte Fassung von zwei Abschnitten aus unseren FAQ zur Übersetzung.
Der traditionelle Übersetzungsworkflow Einfach, aber „monolithisch“
- Der Kunde sendet ein Dokument (per E-Mail oder File-Sharing-Dienst) an den Übersetzer oder das Übersetzungsbüro.
- Der Übersetzer übersetzt das Dokument „an Ort und Stelle“ (im Wesentlichen überschreibt er den Inhalt) mit der Übersetzung.
- Der Übersetzer schickt das übersetzte Dokument zurück.
Dieser Arbeitsablauf ist einfach und effizient, aber auch „monolithisch“. Das übersetzte Dokument existiert nur als solches. Wenn Änderungen (längere oder gekürzte Fassungen) erforderlich sind, muss das neue Dokument vollständig übersetzt werden. Dies ist natürlich problematisch, da dieses Vorgehen Zeit und Geld kostet. Um einen Teil einer Übersetzung wiederzuverwenden, müsste der Redakteur/Reviewer sowohl die Ausgangs- als auch die Zielsprache verstehen und/oder die Dokumente manuell aneinander ausrichten.
Das bedeutet auch, dass die Übersetzung von 20 Dokumenten – unabhängig davon, wie ähnlich sich diese sind – letzten Endes 20 separate (Mini-)Projekte darstellt, bei denen Wiederverwendung nur möglich ist, wenn man sich daran erinnert, wo zuvor übersetzte Inhalte abgelegt wurden, sie dann in das nächste Dokument einfügt und sicherstellt, dass diese Kopien konsistent sind. Dieses Vorgehen wird um so ineffizienter, je mehr Dokumente, Dokumentenformate und Sprachen hinzukommen.
Der moderne Übersetzungsprozess: Eine einzelne „Quelle der Wahrheit“
- Der Kunde sendet ein Dokument (per E-Mail oder File-Sharing-Dienst) an den Übersetzer oder das Übersetzungsbüro.
- Der Übersetzer oder Projektmanager lädt das Dokument in das Übersetzungsmanagementsystem hoch.
- Übersetzbare Inhalte („Segmente“) werden aus dem Quelldokument extrahiert.
- Jeder einzelne Satz, jede Überschrift und jede Tabellenzelle wird dem Übersetzer in einem zweisprachigen Format (Ausgangstext links, Übersetzung rechts) präsentiert.
- Der Übersetzer übersetzt alle Segmente und nutzt dabei interne und externe Ressourcen wie Übersetzungsspeicher (Translation Memories), Termbanken und Referenzdokumente.
- Sobald der Übersetzer ein Segment bestätigt, wird es sowohl im zweisprachigen Dokument als auch in einer zentralen Datenbank, dem Translation Memory, gespeichert.
- Optionaler Schritt: Ein zweiter Übersetzer oder Korrekturleser (dies könnte ein Mitarbeiter des Übersetzungsbüros oder des Kunden sein) überprüft die Übersetzung im Übersetzungssystem und nimmt gegebenenfalls Änderungen vor.
- Wenn die Übersetzung als abgeschlossen markiert ist, fügt die Übersetzungssoftware die übersetzten Inhalte wieder in die Struktur des Originaldokuments ein.
- Der Übersetzer schickt das übersetzte Dokument zurück.
Vorteile des modernen Übersetzungs-Workflows
- Übersetzungen werden automatisch in das Translation Memory aufgenommen. Das bedeutet, dass übersetzte Inhalte für andere Dokumente und Projekte wiederverwendet werden können, was Zeit und Geld spart. So kann beispielsweise der Inhalt einer Bedienungsanleitung problemlos in einer Wissensdatenbank wiederverwendet werden.
- In vielen modernen Übersetzungstools erfolgt die Wiederverwendung automatisch: Sobald ein Segment übersetzt und bestätigt wurde, wird es automatisch „propagiert“ (das heißt: für alle folgenden Instanzen des betreffenden Segments eingefügt). Abweichungen und Variationen, die zu Zweideutigkeiten und Missverständnissen führen könnten, werden vermieden.
Potenzielle Fallstricke
Aufgrund knapper Fristen kann es vorkommen, dass ein Kunde die gelieferten Übersetzungen direkt bearbeiten muss.
Leider führt dies zu einem „Fork“ (einer Variante) für alle betroffenen Segmente:
- Die Übersetzung eines Segments, wie sie im zentralen Translation Memory gespeichert ist (inzwischen veraltet)
- Die Übersetzung eines Segments im Dokument
Dies führt zu versteckten Problemen: Die aktuelle Übersetzung eines Dokuments mag zwar korrekt und aktuell sein – aber wenn derselbe Quellinhalt erneut durch das Übersetzungsmanagementsystem läuft, werden dem Übersetzer die ursprünglichen, nun veralteten Segmente angezeigt.
↻ 2025-11-20